Von Ray Hunt und Tom Dorrance lernen

Tom Dorrance (1910-2003) und Ray Hunt (1929-2009) gelten als die Urväter der auf pferdepsychologischen Erkenntnissen beruhenden schonenderen Pferdeausbildung in den USA. Sein Buch "Think Harmony with Horses" erschien bereits 1978 und bildet neben den Veröffentlichungen von Tom Dorrance den Hintergrund für zahlreiche weitere Bücher und ausgearbeitete Ausbildungskonzepte in den USA und Europa. Leider sind sie nur in den ursprünglichen Fassungen als gering strukturierte Fliesstexte bzw. Mitschnitte verfügbar.

Hauptansätze

Folgende Hauptansätze aus den Veröffentlichungen von Ray Hunt und Tom Dorrance sind aus meiner Sicht besonders wichtig:
Zeit: Nicht Deines oder ein von anderen übernommenes Zeitraster führt in eine positive Kommunikation und Ausbildungsfortschritte, sondern die individuellen Bedürfnisse und "Antworten" des jeweiligen Pferdes. Wie schnell es geht, hängt hauptsächlich vom Pferd ab, nicht vom eigenen Terminkalender.
Individuelle Pferdepersönlichkeiten: So wie jeder Mensch individuell ist , ist auch jedes einzelne Pferd ein Individuum mit ganz unterschiedlichem Temperament, Charaktereigenschaften und Vorgeschichte. Schematische oder schablonenhafte Ansätze daher oft nicht erfolgreich. Was bei einem Pferd vielleicht gut oder "gerade noch" geht, führt bei einem anderen in die Katastrophe (Vertrauensverlust, Panikverhalten etc.).
Selbstschutz und Sicherheit im Zentrum: Oberstes Handlungsmuster bei einem Flucht- und Beutetier wie dem Pferd  ist trotz gegenteiliger Zuchtbemühungen immer noch das Überleben und damit die Suche nach Sicherheit bzw. die möglichst schnelle und effektive Flucht, wenn sie aus Sicht des Pferdes nicht gegeben ist. Das wird oft fälschlicherweise als Agression, Widersetzlichkeit o.ä. interpretiert, ist aber "Normalverhalten". Es ist unsere Aufgabe, dem Pferd die nötige Sicherheit zu geben.
Spirit: Besonders Tom Dorrance betonte immer wieder wie wichtig eine extrem feine und aufmerksame Kommunikation mit dem Pferd und als Basis eine ganz sensible Wahrnehmung von (minimalen und teils nur angedeuteten) Reaktionen des Pferdes ist. Es ist Aufgabe jedes Menschen, dies zumindest zu versuchen, auch wenn es für manche Menschen sehr schwer ist.

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